Im 17. Türchen veröffentlichen wir einen persönlichen Nachruf. Dem Tierheimlädchenteam fehlt seit diesem Sommer ein wertvolles Mitglied: Unsere Miezi.
Miezi hat einen ausführlichen Nachruf verdient, aber bislang fanden wir nicht die richtigen Worte. Zumindest nicht die Worte, die ihr angemessen wären, aber heute versuchen wir es.
Als Miezi in Martinas Leben trat, begann Martina einen normalen Tag. Sie dachte nicht, dass ihr etwas Tragisches passieren würde. Sie dachte auch nicht, dass sich an diesem Tag ihre Welt verändern würde. Und sie dachte nicht, dass hinter einer großen Aufgabe ein wundervolles Geschenk warten würde.
Martina fuhr in ihrem Wagen auf einer Landstraße. Von weitem sah sie schon etwas Weißes auf der Straße liegen. Als sie näher ran kam, sah sie diese weiße Katze, sichtlich angefahren und hilflos, aber lebend! Sie drehte ihren Wagen, um schnell helfen zu können, aber die folgenden Autos fuhren einfach weiter über dieses arme Wesen. So schockiert und fassungslos trug sie die hilflose Katze zum Auto und danach zum Tierarzt. Da war sie, die Tragödie, an die sie nie gedacht hätte.
Der Tierarzt sah eine Chance Miezi am Leben zu halten. Allerdings war klar: Eine gesunde Katze würde sie nie sein. Martina wurde vor eine Wahl gestellt: Wenn sie und ihr Mann der Katze kein Zuhause geben würden, wäre es für sie kein würdiges Leben. Dann hätte man ihr Leben beendet, denn ihr Darm war zerstört, sie würde gelähmt bleiben, im Tierheim hätte es kaum eine Chance für sie gegeben. Es veränderte Martinas Welt, aber sie und ihr Mann nahmen das in Kauf. Miezi sollte leben. Dieser Unfall sollte nicht das Letzte in ihrem Leben sein.
Miezi wurde operiert, der Darm wieder hergestellt, ihre Beine gerichtet und Miezi lebte. Miezi wollte leben! Sie war nun geschätzt 1 Jahr. Der Tierarzt gab ihr noch gute 5 Jahre. Sie konnte sich nicht alleine leeren, daher lernten Martina und Michael wie man einer Katze die Blase ausdrückt und wie man Einläufe macht. Sie richteten Miezi ihr eigenes Zimmer, mit Wärmelampe und wasserfestem Boden. Miezis eigener Rückzugsort an dem sie Stärke tankte und aus den ihr vorgesehenen 5 Jahren tatsächlich 16 Jahre machte!
Miezi war eine Kämpferin, ein Phönix, immer wieder richtete sie sich auf und sagte der Welt „Ich will leben!“ Jede Krankheit machte sie nur stärker. Sie war etwas ganz besonderes und wir alle haben zu ihr aufgesehen.
Ihr liebstes Hobby war der Garten. Der Baum, an dem sie ihre Krallen wetzte. Der Strandkorb, in dem sie gerne schlief. Das Beet, in dem sie eine perfekte Liegekuhle gelegen hatte.
Was sie auch liebte war Wellness. Sie vergab einem alles, wenn man sie mit ihrer Lieblingsbürste (mit extra weichen Borsten) streichelte. Ihr Lieblingsplatz war ihr Körbchen in der Küche nahe der Heizung, oder auf einer Sitzbank wenn Martina dort Platz nahm. Denn dann bekam sie extra Streicheleinheiten. Ihr Lieblingsessen waren Katzenpudding und Hühnchenschenkel.
Miezi hatte zahlreiche Fans. Manche wurden gleichzeitig auch ihr Pflegepersonal, ganz besonders ihre beste Freundin Frau A. die in jedem Urlaub für Martina einsprang und zu Miezi zog. Ganz selbstverständlich, denn Miezi nahm ein riesigen Platz im Herzen ein.
Miezi wusste genau was sie wollte. Streichelte man nicht richtig, konnte man auch mit Krallen, Anmeckern oder einem Biss rechnen. Aber das war ganz egal. Denn Miezi war eben Miezi. Eine Heldin. Unsere Heldin.
Bei ihrer letzten Krankheit ließen Martina und Michael sie gehen. In ihren Augen war zu sehen, dass sie nun bereit war. Sie ging würdevoll, ruhig, mit dem was sie am meisten liebte: Streicheleinheiten. Wenn jeder etwas mit in den Himmel nehmen darf, dann hat Miezi ihre Bürste mitgenommen. Ausreichend Personal wird sie auch dort haben, da sind wir uns sicher. Für uns wird sie sich ewig bürsten lassen und laut schnurren. So laut, dass auch wir sie hören. Ewig!